#36 Anosmie: Wenn die Welt ihren Duft verliert.

Shownotes

Ob verdorbene Lebensmittel, Rauch oder der Duft geliebter Menschen – unser Geruchssinn warnt, leitet und berührt uns. Doch was passiert, wenn er plötzlich verschwindet? Moderator Martin Hoffmann spricht mit HNO-Arzt Professor Dr. med. Burkard Lippert von den SLK-Kliniken über mögliche Ursachen von Geruchsverlust und darüber, ob und wie man das Riechen wieder lernen kann. Anosmie-Patientin Claudia Missel erzählt, wie sie ihren Alltag ohne Geruchssinn meistert – und welche Düfte ihr besonders fehlen.

Links zum Thema:

Ihr möchtet euch der Anosmie-Selbsthilfegruppe in Biberach anschließen? Dann tretet gern in Kontakt: SHG Anosmie M. Maas Tel.: 0170 59 777 46 E-Mail: m.maas.shg.anosmie@gmail.com

Weitere Informationen zu Prof. Dr. med. Burkard Lippert findet ihr hier: https://www.slk-kliniken.de/hno-klinik/das-team/prof-dr-med-burkard-m-lippert

Ihr wollt noch mehr über die Anosmie erfahren? Dann schaut doch mal bei MSD Manual vorbei: https://www.msdmanuals.com/de/heim/hals-nasen-und-ohrenerkrankungen/symptome-von-nasen-und-rachenerkrankungen/verlust-des-geruchssinns#Ursachenv6496228de

Auch im Deutschen Ärzteblatt findet ihr einen interessanten Artikel zu diesem Thema: https://www.aerzteblatt.de/archiv/riechstoerungen-6a74f0cb-0e95-407d-8018-57352096c9c1

Ihr wollt noch mehr über Claudias Geschichte erfahren? Dann schaut doch mal in diesem AOK-Beitrag vorbei: https://www.aok.de/pk/magazin/aus-der-region/baden-wuerttemberg/anosmie/

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Transkript anzeigen

Intro Unterwegs für die Gesundheit. GESUNDNAH – der Podcast der AOK Baden-Württemberg. #: 4#

Martin Hoffmann Habt ihr schon mal von Anosmie gehört? Ich muss gestehen, ich musste den Begriff erst mal nachschauen. Anosmie, das ist der vollständige Verlust des Geruchssinn und es betrifft fast 5 % der Bevölkerung, dass so viele daran leiden, das hätte ich nicht gedacht. Aber lasst uns mal gemeinsam ein paar Jahre zurückgehen. Sommer 2020. Corona war gerade auf dem Vormarsch. Impfstoffe gab es noch keine und irgendwie wusste niemand so richtig Bescheid. Ich kann mich noch total gut daran erinnern, dass ich auf einmal nichts mehr riechen konnte und ich war total verwundert, weil so was hatte ich noch nie. Und kurze Zeit später habe ich dann im Fernsehen eine Sondersendung gesehen und da hieß es, dass der Verlust des Geruchssinn ein Symptom einer Coronainfektion sei. Nach zwei Wochen war es dann schon wieder deutlich besser, aber es war eben nicht so wie davor. Ich bin Martin Hoffmann und in der heutigen Folge möchte ich mehr über Anosmie herausfinden. Und wahrscheinlich haben die meisten von euch, genauso wie ich im Zusammenhang mit Covid davon gehört oder waren eben auch direkt betroffen. Der Verlust des Geruchssinn kann aber auch ganz andere Ursachen haben, wie zum Beispiel Infektionen, Traumata, neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder bestimmte Medikamente. Bei Claudia Missel war das alles irgendwie anders. Sie hat nach und nach ihren Geruchssinn verloren, bis der irgendwann komplett weg war. Auch ihre Mutter hat bereits unter Anosmie mehr gelitten. Die Ursache Bei beiden war unbekannt. Wie die Krankheit ihr Leben beeinflusst, wie Claudia ihren Alltag meistert und welche Hoffnung sie auf Heilung hat, das möchte ich mit ihr besprechen. Sie lebt in Oggelsbeuren im Landkreis Biberach. Die Behandlung richtet sich natürlich immer nach der Ursache, aber wenn die nicht bekannt ist, so wie bei Claudia, dann wird es natürlich schwierig. Und in vielen Fällen lässt sich einfach wenig tun, so der aktuelle Stand der Forschung. Wenn ich das bei meiner Recherche richtig verstanden habe. Deswegen bin ich echt gespannt, was Professor Dr. Lippert sagt. Er ist HNO-Arzt und Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und Kopf- und Halschirurgie im Verbund der Slk Kliniken Heilbronn. Die Adresse der Slk Kliniken, die passt auch total gut. Am Gesundbrunnen heißt die Straße. Besser hätte man sich nicht aussuchen können. Herr Professor Lippert meinte beim Vorgespräch, ich soll einfach zur Ebene K4 kommen und mich da im Sekretariat anmelden. Jetzt muss ich mal kurz gucken, wo hier der Eingang ist und wie ich zu dieser Ebene komme. Ich bin jetzt am Empfang von der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Ich muss mal ganz kurz gucken. Hallo, Entschuldigung, ich habe einen Termin mit Professor Lippert. Jetzt gleich um 1600. #: 0#

Empfang Jawoll! Sie dürfen einmal um die Ecke rum. Ich nehme Sie gleich mit. #: 9#

Martin Hoffmann Danke schön. Ich komme hier durch. Ich glaube, da ist er schon. #: 1#

Prof. Dr. Burkard Lippert Ja. Hallo. Hallo. Kommen Sie mit. #: 5#

Martin Hoffmann Super. Danke Ihnen. #: 5#

Prof. Dr. Burkard Lippert Gehen wir mal in mein Büro. Da sind wir ein bisschen ungestört. Und dann können wir uns dem Riechen widmen. #: 7#

Martin Hoffmann Herr Professor Lippert, wie funktioniert eigentlich genau der Geruchssinn? #: 1#

Prof. Dr. Burkard Lippert Wir haben ein spezielles Areal, das im Bereich des Daches der Nase lokalisiert ist, das, wo das Riechepithel lokalisiert ist. Und dort sind im Wesentlichen drei Arten von Zellen lokalisiert, nämlich die Riechnervenzellen, das sind die Rezeptorzellen, wo die Duftstoffe dann ankoppeln. Wir haben darunter liegend eine Schicht, das sind die Stützzellen und darunter noch die Basalzellen. Die sind ganz wichtig, weil nämlich diese Zellen regenerieren dieses Riechareal. Und das ist eine Besonderheit, nämlich wenn man nicht mehr riecht, kann sich darüber wieder ein Riechen entwickeln, was ja nicht normal ist, wenn Nervenzellen zugrunde gehen, in anderen Bereichen gehen die meist zugrunde. #: 6#

Martin Hoffmann Eine ganz kurze Nachfrage Riechepithel ist das also... Sie haben gesagt, an der Nase nach oben ist es so hinter der Stirn, zwischen den Augen? #: 1#

Prof. Dr. Burkard Lippert Zwischen den Augen an der Schädelbasis. #: 4#

Martin Hoffmann Okay. Wenn wir jetzt über Anosmie sprechen, was genau verstehe ich unter Anosmie? #: 4#

Prof. Dr. Burkard Lippert Nicht riechen können. Im Vergleich dazu, wenn man normal riecht, dann haben wir eine Abstufung, nämlich die Hyposmie. Wenn ich nicht mehr so gut rieche... #: 4#

Martin Hoffmann Das heißt es ist eine Abstufung, dass es... #: 9#

Prof. Dr. Burkard Lippert Weniger ist #: 5#

Martin Hoffmann Weniger riechen. #: 5#

Prof. Dr. Burkard Lippert Und die Anosmie ist, dass ich eigentlich gar nichts rieche. #: 8#

Martin Hoffmann Was passiert denn jetzt bei einer Anosmie im Geruchssinn, so wie Sie es gerade beschrieben haben, können Sie es mal an einem Beispiel verdeutlichen, dass es für mich klarer wird? #: 7#

Prof. Dr. Burkard Lippert Wenn beispielsweise, ich sage es mal drastisch formuliert, die Nase blockiert ist, dann kann auch kein Geruch hinkommen. #: 9#

Martin Hoffmann Das heißt Nase blockiert, irgendwas steckt zum Beispiel in der Nase... #: 9#

Prof. Dr. Burkard Lippert Steckt in der Nase. #: 8#

Martin Hoffmann Oder auch weiter oben, dass es einfach zu ist wie ein starker Schnupfen zum Beispiel. #: 6#

Prof. Dr. Burkard Lippert Oder positiv Es riecht schlecht und Sie halten sich die Nase zu, dann riechen sie es nicht mehr. Und das ist schon mal eine Form der Riechstörung, nämlich dass dort zu diesem Riechareal der Geruch nicht hinkommt. Das zweite ist, wenn Geruch dorthin kommt, dass er dort nicht verarbeitet werden kann, weil das die Riechnervenzellen geschädigt sind. Und deshalb unterscheidet man einfach eine Riechstörung, die durch den Transport bedingt ist. Oder aber wo sensorineurale Riechstörung sagt man, das heißt dort findet an dem Rezeptor was nicht richtig statt. Und natürlich gibt es Kombinationen von beiden. #: 4#

Martin Hoffmann Gibt es auch die Möglichkeit quasi, dass alles eigentlich okay ist, aber das Gehirn die Signale nicht verarbeiten kann? #: 3#

Prof. Dr. Burkard Lippert Auch das ist denkbar, wenn auf dem Weg zum Großhirn Unterbrechungen sind. Da sind wir ja schon im Hirn, wenn sie so wollen. Aber auch wenn ich über Jahre nicht gerochen habe oder nie gelernt habe zu riechen, dann sind diese Areale, wo Geruch verarbeitet wird oder Geruch entschlüsselt wird, die Signale entschlüsselt werden, wenn das nicht mehr stattfindet, dann eben dort. Verletzungen können das sein, Entzündungen können das sein und dergleichen. #: 5#

Martin Hoffmann Über die Ursachen möchte ich gleich noch sprechen, aber ich fand den Punkt gerade total spannend, dass Sie gesagt haben Na ja, wenn ich noch nie gerochen habe, dann heißt es im Umkehrschluss, dann kann ich es auch gar nicht lernen. Oder doch? #: 3#

Prof. Dr. Burkard Lippert Eigentlich irgendwann nicht mehr. Ja, sie können es dann nicht mehr lernen. Das ist, auch wenn nie eine Bahnung stattgefunden hat, wenn nie ein Training stattgefunden hat. Sie müssen ja ständig dieses Großhirn trainieren. Das müssen Sie ja.... Es ist ähnlich wie beim Höreindruck. Es ist ähnlich wie beim Auge. Wenn Sie das über Jahre, Jahrzehnte nicht haben, dann schaltet das Hirn ab. #: 5#

Martin Hoffmann Das heißt immer Reize... Es müssen immer Reize kommen. #: 6#

Prof. Dr. Burkard Lippert So ist es. #: 2#

Martin Hoffmann Jetzt ist ja riechen auch sehr mit schmecken verbunden. Bedeutet dann Anosmie auch immer gleich, dass ich nichts mehr schmecke? #: 5#

Prof. Dr. Burkard Lippert Nein, aber der Feingeschmack ist schon deutlich Beeinträchtigt. Ungefähr 10, 15 % der Patienten, die einen Riechverlust haben, können dennoch schmecken. Und da muss man wissen, dass über andere Sensoren andere Nerven auch der Geschmack bedient wird. Wir haben an der Zunge Rezeptoren, die süß, sauer, salzig, bitter und umami aufnehmen. Und der Trigeminus, der Nerv, der solche Sachen dann auch mit verarbeitet, das wird ein Teil auch über den siebten Hirnnerven verschaltet, der ortet dies wiederum dem Mund zu und deshalb denken wir auch, dass das alles vom Mund kommt, das Schmecken. Jetzt kommt aber noch hinzu beim Schmecken, dass auch die Augen schmecken. #: 1#

Martin Hoffmann Das heißt, das Auge isst mit. #: 8#

Prof. Dr. Burkard Lippert Das Auge isst mit. Und Ihr Gedächtnis, ja. Wenn Sie Zwiebeln haben, dann wissen Sie schon vom Gucken, vom Braten, das sind Zwiebeln. Und Sie können sich daran erinnern, wie das ist. Obwohl Sie jetzt vielleicht seit wenigen Wochen eine Beeinträchtigung des Riechens haben, können Sie immer noch schmecken wie Zwiebel schmecken. #: 7#

Martin Hoffmann Also zum Beispiel auch der der Wein, den man im Urlaub in Südfrankreich getrunken hat. Und man ist dann so ein bisschen enttäuscht zu Hause, wenn man den trinkt, weil er dann doch irgendwie noch mal anders schmeckt. #: 5#

Prof. Dr. Burkard Lippert Und Emotionen spielen natürlich auch eine Rolle. Und es gibt ja einen Geschmack- oder Geruch- oder wie auch immer gedächtnis, wo wir dann eben solche Dinge wieder abrufen können. Aber wie Sie schon sagen, der Wein schmeckt manchmal anders. #: 5#

Martin Hoffmann Wie sieht das denn aus? Also ich meine jetzt vor Corona so ungefähr fünf Jahre ungefähr her und ich glaube, viele hatten mit Anosmie zum Ersten Mal wirklich mit mit Covid dann irgendwie zu tun. Und bei mir war es auch so, also ich hatte dann auch dieses ich rieche auf einmal nichts mehr, war das auch schon vor Corona so verbreitet? Oder ist das es wirklich so ein so ein Einschnitt gewesen? Vor Corona und nach Corona Anosmie? #: 1#

Prof. Dr. Burkard Lippert Ich glaube, im Bewusstsein vieler Menschen war das ein Einschnitt. Es ist ja der Marker oder einer der Marker gewesen. Plötzlich eintretender Riechverlust, das wird Covid sein. Ja, und es ist auch so während wir natürlich in den Kliniken vorher schon viele Patienten gesehen haben, die schlecht riechen und zwar schlecht riechen nach einer stattgefundenen Virusinfektion. Und der Unterschied ist der, wenn Sie einen Schnupfen haben oder ein Nebenhöhleninfekt und dann? Dann ist die Nase blockiert, dann riechen Sie schlecht. Da fragen Sie gar nicht nach. Es ist ja normal. Ich rieche nicht gut, ich schmecke nicht gut. Und dann sind Sie gesund. Und plötzlich fällt Ihnen diese Riechminderung auf. Und das war bei Corona komplett anders. Da war es sofort da und ist auch sofort wieder angesprungen bei den meisten Patienten. Leider bei einem Teil auch nicht. #: 7#

Martin Hoffmann Also ich kann aus eigener Erfahrung sagen, bei mir ist es auch wieder angesprungen, aber nicht mehr ganz so wie davor. Was kann man denn da machen? #: 8#

Prof. Dr. Burkard Lippert Ach ja, die Behandlung, die Möglichkeiten, die sind eingeschränkt. Aber erster Punkt ist Zeitfaktor. Ich hatte vorhin gesagt, dass das Riechepithel aus drei Zellarten bestehen und diese basalen Zellen also, die sich erneuern können. Das ist ein Prozess, der dauert sechs Monate bis ein Jahr. Wir haben gelernt, dass wir selbst nach einem Jahr, nach zwei Jahren Verbesserungen des Riechvermögens haben. Punkt 1. Zweiter Punkt ist, dass wir versuchen, an diesem Riechepithel optimale Bedingungen zu haben. Es muss schön feucht sein und es hat sich auch gezeigt, dass kortisonhaltige Präparate in Form von Nasenspray, muss aber auch da hinkommen, oder cortisonhaltigem Nasenöl, in diesem Areal sich positiv auswirkt. #: 9#

Martin Hoffmann Muss man in der Zeit, ich sage jetzt mal, auch gesondert trainieren? Also vielleicht auch extreme Gerüche... also wieder, um das alles zu aktivieren. Oder was mache ich genau? #: 2#

Prof. Dr. Burkard Lippert Riechttraining, nennen wir das und Riechtraining ist auch evidenzbasiert. Da gibt es Untersuchungen dazu. Und was macht man über mindestens sechs Monate? Zweimal täglich bietet man vier Gerüche an. Das sollen positive Gerüche sein. Also nicht übel, nicht mit Benzin dort anfangen, aber vielleicht Zitrone, Lavendel, Eukalyptus oder Zimt. Und dann können Sie sich definierte Fläschchen holen in der Apotheke. Und dann riechen Sie jeden Tag für jedes Fläschchen 30 Sekunden dran. Morgens, abends. Und diesen Geruch sollte man ja nach vielleicht drei, vier Monaten erneuern, weil diese Fläschchen lassen dann auch an Intensität nach. #: 4#

Martin Hoffmann Ich bin nachher mit Claudia Missel verabredet und mit ihr habe ich ein Vorgespräch gemacht und sie hat mir gesagt, na ja, also ihre Mutter hat auch an Anosmie gelitten. Ist das vererbbar oder sind das jetzt einfach zwei Sonderfälle, die voneinander losgelöst betrachtet werden müssen? #: 8#

Prof. Dr. Burkard Lippert Es gibt keine festen Daten dazu. Man weiß, dass es angeborene Riechstörungen gibt. Also die Anosmie kann angeboren sein. Die Ursache kennt man nicht. Was man weiß ist, dass bei bestimmten Syndromen, wo andere Erkrankungen auch noch eine Rolle spielen, auch mal eine Erkrankung das fehlende Riechen ist, ja. #: 6#

Martin Hoffmann Wir haben vorhin so ganz kurz mal die Ursachen angerissen, würde ich gerne noch mal ein bisschen genauer drauf eingehen. Was können denn die Ursachen sein für für Anosmie? #: 0#

Prof. Dr. Burkard Lippert Da gibt es viele. Ich fange mal an mit einer verlegten Riechspalte, also dass überhaupt so ein Duftstoff gar nicht dorthin kommt, über die Nase, wo er hin sollte. #: 0#

Martin Hoffmann Ganz kurz Riechspalte. Wo ist die ungefähr einzuordnen? #: 8#

Prof. Dr. Burkard Lippert Zwischen den Augen mehr oder weniger schon hier weit vorne. Und wenn das verlegt ist? Wenn nichts hinkommt, zum Beispiel durch Schleimhaut, Schwellungen, durch Tumore, durch Polypen, dann ist das blockiert. Der nächste Punkt ist, wenn wir chronische Entzündung haben, wie eine Allergie und eben die Postinfektiöse. Wir hatten schon angesprochen den banalen Schnupfen oder Covid Erkrankung, aber es kann theoretisch auch eine bakterielle Entzündung machen. Kommt aber seltener vor. Posttraumatisch kann es eben auch sein. Wenn Sie einen Unfall haben und eine Fraktur haben, die in diesem Bereich ist, dann gibt es ja Riechstörungen, die auftreten, ohne dass wir wissen gibt es da eine Ursache? Nein. Wir vermuten mal einen VirusInfekt der mal dagewesen ist, den man nicht wahrnimmt und. Und dann sehen wir natürlich auch Riechstörungen in Kombination oder von neurologischen Erkrankungen. Man weiß, dass Riechstörung zum Beispiel auf einen Morbus Parkinson hinweisen können oder auf eine Multiple Sklerose oder auf einen Morbus Alzheimer. Hat man Riechstörungen und diese Erkrankung tritt dann erst später auf. #: 7#

Martin Hoffmann Also als als Indikator. Da könnte was kommen. #: 4#

Prof. Dr. Burkard Lippert Ja, genau. #: 2#

Martin Hoffmann Wenn ich dann meine Diagnose habe und sage Okay, sagen wir mal, ist es jetzt wirklich Anosmie und es ist wirklich nichts mehr da. Wie behandeln Sie dann, wenn Sie die Ursache, ich sage es mal so, so grob einkreisen konnten? #: 3#

Prof. Dr. Burkard Lippert Also wir gehen mal davon aus, dass ich etwas Verlegendes gefunden habe. Dann würde ich daran arbeiten, dieses Verlegende wegzunehmen. Das könnte bedeuten, eine Operation den Weg frei freimachen zum Riechepithel. Was ich auf jeden Fall über die Jahre etabliert und bewährt hat, ist die Lokaltherapie an erster Stelle von Cortison Nasenspray oder aber von Cortison haltigenden Ölen. Und das Wichtige ist auch, dass diese Nase, das Nasenepithel feucht ist, weil man weiß, dass diese drei Zellen sich im Schleim wohlfühlen. Und das ist das Eine. Das Andere ist systemisch kann man auch helfen, zum Beispiel über Cortison, aber auch systemisch behandeln, beispielsweise eine Allergie mit Antihistaminika, weil man will dann diese Zellen reduzieren, die den Riechzellen Schaden zufügen. Chirurgische Therapie habe ich angesprochen und das Riechtraining. Das hatten wir ja auch schon mal angesprochen. Ist ein ganz wichtiger Faktor. #: 5#

Martin Hoffmann Ich glaube, viele haben so ein bisschen dieses Gefühl Na ja, irgendwie, der Ball liegt nicht bei mir. Also ich kann relativ wenig tun, vielleicht an diesen Fläschchen riechen. Aber gibt es noch was anderes, was ich tun kann, um wieder riechen zu trainieren? Um auch wieder die Gedanken an zum Beispiel schöne Ereignisse an diesen Wein aus Südfrankreich, an die angebratenen Zwiebeln, dass das wieder hervorgeholt wird und dass ich es vor allem auch nicht vergesse? #: 1#

Prof. Dr. Burkard Lippert Ja, das sind genau wichtige Aspekte neben dem, dass Sie ein gutes Milieu für die Nase schaffen, dass Sie Ihr Riechtraining machen, dass Sie eben zum Beispiel in die Küche gehen, wenn die Zwiebeln gebraten werden oder den Wein, dass das Gedächtnis um diese Gerüche nicht zugrunde geht. Das ist ganz, ganz wichtig. #: 1#

Martin Hoffmann Wie nehmen Sie denn die Patientinnen und Patienten wahr, die mit Anosmie zu ihnen kommen? #: 7#

Prof. Dr. Burkard Lippert Sehr unterschiedlich. Aber die Mehrzahl ist schon stark eingeschränkt. Vor allem haben wir auch Patienten, die darüber eine gewisse depressive Haltung Entwickeln. Aber wir haben auch Patienten, die Sorge haben, weil ja Warnfunktionen nicht mehr wahrgenommen werden können, wie Feuer oder so einen Gasaustritt oder unsicher sind, weil sie sagen ich rieche meinen eigenen Körper nicht. Und für Leute wie ein Koch oder ein Feuerwehrmann oder auch ein Winzer bedeutet das Berufsunfähigkeit. #: 6#

Martin Hoffmann Wie viel Hoffnung können Sie denn geben? Wie sieht es denn da aus? Gerade auch mit der, ich sage jetztmal, mit der Forschung, was so in den nächsten zehn Jahren vielleicht passieren könnte? #: 1#

Prof. Dr. Burkard Lippert Die Forschung, die hat sich jetzt so ein bisschen verstärkt. Man denkt auch über ein Riechimplantat nach, wo man ähnlich dem Cochlea Implantat beim Hören Gerüche aufnimmt, dann diese in elektrische Impulse umwandelt und den Riechkolben gleich zu... quasi diese elektrischen Reize zuzuführen ist. Aber sind wir noch lange nicht dabei. Eine zweite Sache sind eben diese Zellen, die sich regenerieren können, dass man hier über eine Stammzelltherapie eventuell was machen kann. Auch das ist natürlich ja noch in frühen Stadien der Forschung. Ein dritter Aspekt sind pharmakologische Ansätze, also Antikörper, die man individuell geben kann, wo bestimmte Rezeptoren blockiert werden, die wiederum andere Signale freigeben. Aber auch da sind wir noch weit weg von dem, was man einsetzen könnte. #: 9#

Martin Hoffmann Und wenn wir sagen, weit weg, heißt es ungefähr? Reden wir da über zehn Jahre, reden wir da über mehr? Oder... #: 7#

Prof. Dr. Burkard Lippert Über 10, 15 Jahre ganz sicher. #: 7#

Martin Hoffmann Herr Professor Lippert, vielen Dank. Unglaublich spannend. Ich glaube, ich habe sehr viel über das Riechen gelernt. Vielen Dank Ihnen. #: 1#

Prof. Dr. Burkard Lippert Gerne. #: 6#

Martin Hoffmann Anosmie kann wirklich viele verschiedene Ursachen haben. Wichtig ist aber, dass wenn ihr betroffen seid, das heißt, wenn das Riechvermögen nachlässt, dass ihr so schnell wie möglich einen HNO-Arzt oder eine HNO -Ärztin aufsucht. Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Oggelsbeuren zu Claudia Missel. Sie lebt schon seit mehreren Jahren ohne ihren Geruchssinn und das beeinflusst natürlich auch ihren Geschmackssinn und hat direkte Konsequenzen, wenn es um das Thema Genuss und Lebensqualität geht. Ich bin wirklich gespannt, was sie berichtet. Ich hatte ja am Anfang auch erwähnt, dass ich selbst während meiner ersten Corona Infektion ein paar Tage ohne Geruchs- und Geschmackssinn zurechtkommen musste. Ich bin wirklich heilfroh, dass ich das alles relativ schnell wieder so einigermaßen normalisiert hat. Also ich bin jetzt gerade in Oggelsbeuren angekommen. Es war eine richtig schöne Fahrt übers Land und es fängt gerade so ganz leicht an zu nieseln. Und dann gucke ich mal... die Frau Missel wohnt hier. Hallo Frau Missel. #: 3#

Claudia Missel Hallo Herr Hoffmann. #: 5#

Martin Hoffmann Hallo. #: 1#

Claudia Missel Herzlich willkommen. So, bitte schön. #: 2#

Martin Hoffmann So. Danke schön. Gemütlich haben Sie es hier. Wir gehen gerade einfach mal durch hier, oder? #: 2#

Claudia Missel Ja genau. Nehmt Platz. #: 9#

Martin Hoffmann Frau Missel, wann haben Sie denn selbst erste Veränderungen beim Riechen und beim Schmecken erlebt? #: 7#

Claudia Missel Das ist schon viele Jahre her. Da waren meine Kinder noch ganz klein. Und eines Tages habe ich gemerkt, dass überhaupt nichts mehr da ist. Also irgendwann habe ich gewusst, ich rieche nichts mehr und ich schmecke nichts mehr. Ja, da war die jüngste Tochter noch ein Baby. Und dann habe ich wirklich nicht gewusst, wann es Zeit ist die Windeln zu wechseln. Das musste mir dann jemand anderes sagen. Oder ich hab einfach immer kontrolliert. #: 7#

Martin Hoffmann Wie lange hat dieser Prozess gedauert? Von Sie riechen weniger, bis Sie dann gar nichts mehr gerochen haben? #: 8#

Claudia Missel Kann ich nicht so genau sagen. Das waren bestimmt Jahre. Vielleicht. Ja, wirklich wahr. #: 8#

Martin Hoffmann Und jetzt habe ich von Ihnen schon gehört. Wir haben ja vorher auch auch mal gesprochen. Noch mal, dass Sie gesagt haben, dass auch Ihre Mutter unter Anosmie gelitten hat. Wie haben Sie das denn bei ihr wahrgenommen? Wie war das denn bei ihr? #: 5#

Claudia Missel Ja, da war das ganz normal. Jeder wusste, dass sie nichts riecht und dann hat man auch nicht diskutiert. Das war ja wieder eine andere Generation. Da ist man auch nicht zum Arzt, wenn nichts weh getan hat. Und das hat sie begleitet, dann bis sie gestorben ist. Sie hat da nie etwas machen lassen. #: 2#

Martin Hoffmann Ich muss sagen, für mich ist es ganz schwer, mir das vorzustellen. Können Sie aus Erfahrung noch riechen? Also als Beispiel jetzt zum Beispiel Zwiebeln anrösten oder sowas. Riechen Sie das dann trotzdem oder riechen Sie dann da gar nichts? Wie muss ich mir das vorstellen? #: 6#

Claudia Missel Nee, ich rieche da überhaupt nichts. Ich habe das auch völlig vergessen. Ich kann es auch nicht mehr erahnen wie das war. Das ist wirklich unglaublich. Aber es ist so! Also gerade bei bei der Nahrungszubereitung, da brauche ich dann oft Hilfe. Also beim Abschmecken muss ich dann schon mal Angehörige fragen Kann man das so lassen oder fehlt noch was? Und beim Backen ist es einfacher. Da hat man ein Rezept und an das hält man sich aber bei vielen Gerichten, da weiß ich dann echt nicht, ob ich das so lassen kann oder nicht. Obwohl ich inzwischen auch ein gutes Augenmaß habe. #: 0#

Martin Hoffmann Weil über die Jahre natürlich auch antrainiert und dann kriegen sie dann Feedback und sagen na ja, das schmeckt so, da fehlt noch was. Dann ändern Sie natürlich auch an der Rezeptur so ein bisschen was, oder? #: 5#

Claudia Missel Ja genau, so ist das. Also man kann meine Gerichte immer essen, zum Glück. An dem liegt es nicht. Aber es ist schwierig, ja. #: 7#

Martin Hoffmann Nehmen Sie uns mal mit in die Zeit, als dann die Diagnose gestellt wurde. Wann war das denn? Also dieser Prozess, Sie riechen nichts mehr. Und irgendwann haben Sie dann gar nichts mehr gerochen. Was haben Sie denn da gemacht? Sind Sie dann direkt zum Arzt gegangen oder wie lief das? Nehmen Sie uns mal mit in die Zeit damals. #: 3#

Claudia Missel Ja, ich bin den viele Jahre auch bei verschiedene Ärzte gewesen, auch in der HNO Klinik einmal. Ich bin tatsächlich jedes Mal entlassen worden mit dem Spruch, dass man nichts machen kann das wirklich, dass es nichts gibt. Und dann habe ich auch Sätze gehört wie Das ist ja nicht schmerzhaft oder es ist nicht lebensbedrohlich. Ja, das ist es wirklich nicht. Aber für mich selber ist es trotzdem sehr schlimm. Es wurde getestet, was ich rieche und ja, das wusste ich ja, dass nichts dabei herauskommt. Aber sonst hat man nichts gemacht. Nicht beim Hausarzt, nicht beim HNO-Arzt und auch nicht in der Klinik. Und irgendwann war das vorbei und seitdem war ich auch nirgendwo mehr. #: 0#

Martin Hoffmann Das heißt, Sie haben dann irgendwann auch diesen Namen bekommen? Anosmie. Und war das für Sie, ich sage jetzt mal so eine Erleichterung, dass die dann auch mal so gesagt dem Kind einen Namen geben konnten, oder...? #: 2#

Claudia Missel Tatsächlich, ja. Ich habe das vorher nie gehört, den Namen. Und dann war ich irgendwie ein bisschen froh, dass ich wenigstens weiß, wie sich das jetzt nennt. Ja, das stimmt. #: 6#

Martin Hoffmann Wie würden Sie denn sagen, wie wirkt sich die Erkrankung auf auf Ihren Alltag aus? Sie haben jetzt über das Kochen schon so ein bisschen gesprochen und auch über die Zeit zum Beispiel mit der Tochter beim Wickeln. Wie beeinflusst die Anosmie ihren Alltag? #: 9#

Claudia Missel Also es gibt eigentlich täglich Situationen, wo ich denke Oohh, schade, ist das lästig, dass ich das nicht riechen kann. Dass ich das nicht wahrnehmen kann, weil das sind ja auch wichtige Informationen, die man mit dem Geruchssinn wahrnimmt. Und das fehlt mir alles. Das macht mich auch oft unsicher. #: 3#

Martin Hoffmann In welchen Situationen kommt diese Unsicherheit? #: 7#

Claudia Missel Wenn ich in einer fremder Umgebung bin und ich weiß nicht, wie es da riecht. Das macht mich schon ein bisschen unsicher dann. Oder die Menschen haben ja auch so einen eigenen Geruch und das rieche ich ja auch wieder nicht. #: 7#

Martin Hoffmann Es gibt ja dieses man kann sich riechen, sagt man ja auch dieses ob man da irgendwie so eine Sympathie irgendwie, ob das schon so was, so was stimmt genau. #: 9#

Claudia Missel Daher kommt das wahrscheinlich, ja. Ja da leidet die Lebensqualität sehr und somit habe ich dann auch weniger Lebensfreude, das kann man wirklich sagen. Ohne Übertreibung. #: 4#

Martin Hoffmann Inwieweit ist das an den Geschmackssinn auch gekoppelt? Inwieweit schmecken sie noch Sachen, wenn sie Sachen nicht riechen können? #: 4#

Claudia Missel Also wie gesagt, ich kann bloß salzig, süß, sauer, bitter und umami unterscheiden, weil man das mit der Zunge macht. Für alles andere braucht man den Geruchssinn. Und es ist tatsächlich so, dass ich beim Essen Wert legt auf andere Sachen. Zum Beispiel die Konsistenz oder die Temperatur. Oder es muss auch schön aussehen. Das Auge isst mit. Bei mir umso mehr. Und dann kommt es auf die Umgebung drauf. Es muss gemütlich sein, einladend oder einfach behaglich. Vielleicht stelle ich mir ein Teelicht auf den Tisch... Solche Sachen. Das ist mir dann auch wichtig. #: 9#

Martin Hoffmann Jetzt haben sie über Situationen gesprochen, wo es auch ein bisschen schwierig war, also über Genuss und so möchte ich gleich noch mal mit Ihnen sprechen. Aber jetzt zum Beispiel die Windel. Also da ist die Windel voll und ich kann das sehr gut nachvollziehen, ich habe auch eine kleine Tochter und wenn dann... Ich saß mit ihr in der Bahn und dann riecht diese Windel schon sehr und mir ist es auch erst nicht aufgefallen. Und dann gucken schon Leute irgendwie so, also ich kann das sehr gut nachvollziehen, dass es dann so Situationen gibt, die wirklich schwierig sind. Gab es bei Ihnen Situationen, die vielleicht auch gefährlich geworden sind? Also ich denke jetzt da zum Beispiel mal an verdorbene Lebensmittel, Ich denke an Rauch oder so was, was man vielleicht auch erst über die Nase wahrnimmt. #: 5#

Claudia Missel Ja tatsächlich habe ich einen Kochtopf auf dem eingeschalteten Herd vergessen, völlig vergessen. Und lange Zeit später hat mich meine Tochter darauf aufmerksam gemacht. Und dann war es aber schon so, dass ganz viel Rauch sich entwickelt hat. In der Küche war alles voll. Das war im Winter. Dann habe ich den Topf in den Schnee gestellt und dann alle, alle Türen und Fenster aufgemacht, bis es eiskalt war. Also das war wirklich gefährlich. Das war wahrscheinlich kurz bevor die Flamme ausgetrten sind, kurz vorm Küchenbrand habe ich das noch entdeckt und ich habe das nicht gerochen, überhaupt nicht. Das war gefährlich. Aber jetzt gibt es ja die Rauchmelder. Rauchmelder hatten wir schon, bevor es Pflicht war wegen mir, dass das nicht noch mal passiert und seitdem ist es auch gut gegangen. #: 6#

Martin Hoffmann Wie beeinflusst das Ihren Beruf? Was machen Sie beruflich? #: 0#

Claudia Missel Also ich bin in der Reinigung tätig und da mache ich oft lange Arme, dass ich die Putzmittel nicht riechen muss oder einatmen muss. Ich rieche sie ja nicht. Und oft sind es wirklich scharfe Mittel. Und da achte ich drauf, dass mir das nicht in die Nase geht oder ins Auge. Da muss ich drauf achten. #: 2#

Martin Hoffmann Also gerade bei der Reinigung würde ich mir jetzt denken, dass man da vielleicht ich sage jetzt mal, dann mehr macht, weil man ja das ja nicht so richtig kontrollieren kann, ob es jetzt wieder gut riecht, irgendwie sowas, oder? Fokussieren sie sich dann wirklich auf ihre anderen Sinne, dass sie sagen okay, ich sehe das alles, ich habe das jetzt aus der Erfahrung raus, ich weiß das riecht jetzt gut, das ist sauber, das ist alles so, wie es sein soll. #: 7#

Claudia Missel Ja, ich bin sehr gründlich und ich muss dann anschließend schon noch mal kontrollieren. Also mit dem Auge, ob alles sauber ist und ob es mir gefällt. #: 2#

Martin Hoffmann Jetzt haben Sie gesagt, na ja, als Sie die Diagnose bekommen haben, Sie waren auch meine HNO Klinik, aber danach hat man gesagt, naja, kann man jetzt nichts machen. Und haben Sie sich dann eigentlich damit einfach abgefunden oder haben Sie schon versucht, ich sage jetzt mal über Therapien oder Medikamente. Was haben Sie denn ausprobiert, dass Sie wieder riechen können? #: 2#

Claudia Missel Was mir letzten Endes viel hilft, ist die Selbsthilfegruppe, wo ich regelmäßig hingehe und da kann ich mich austauschen mit anderen, die auch betroffen sind, die was ähnliches haben wie ich. Bis dato habe ich noch nie jemand kennengelernt, der das gleiche hat und das hilft mir wirklich viel, weil da kann man einfach Erfahrungen machen und hören was andere so unternehmen oder was es alles gibt. Und bis dahin habe ich mir wirklich nicht zu helfen gewusst, muss ich echt so sagen, weil was soll ich sonst noch tun? #: 7#

Martin Hoffmann Aber was erzählen die denn? Wie viele Leute kommen denn in die Selbsthilfegruppe? #: 5#

Claudia Missel Also das ist ganz unterschiedlich, je nachdem, was angeboten wird. Wir sind so im Durchschnitt vielleicht 20 Leute und wir haben da schon Filme geguckt, zu diesem Thema. Wir haben zusammen mit einem Apotheker so Riechfläschchen hergestellt, für ein Riechtraining. So Sachen werden da gemacht. #: 9#

Martin Hoffmann Was für Tipps werden denn da besprochen? Einfach, dass man sich ungezwungen unterhlaten kann, dass man zuhören kann. #: 6#

Martin Hoffmann Also geht es dann vor allem darum, dass das sie alle das Gleiche erlebt haben und so ein bisschen auch das gleiche Schicksal teilen und nichts erklären müssen, wahrscheinlich? #: 9#

Claudia Missel So ist es auch. Genau. Man weiß, man ist nicht alleine. Es gibt noch andere Betroffene, die das auch haben und mit denen kann man ganz anders über dieses Thema reden als mit jemand der riechen kann. #: 9#

Martin Hoffmann Jetzt ist es ja so, dass, ich sage jetzt mal, die medizinische Forschung, die hört ja nicht auf, sondern da geht es ja immer weiter, es gibt neue Medikamente, es gibt neue, ich sage jetzt mal Behandlungsansätze, Behandlungsmethoden. Wie ist denn Ihre Hoffnung, dass Sie nochmal riechen können? #: 7#

Claudia Missel Ja, da habe ich schon die Hoffnung, dass. ich nochmals riechen kann. Das wäre mein größtes Glück. Dass ich noch einmal meine Gerüche, die ich so vermisse, dass ich das nur einmal riechen kann. Was so alles passieren muss, weiß ich nicht und wie schnell das geht. Ob das noch klappt? Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. #: 4#

Martin Hoffmann Jetzt haben Sie gerade gesagt, was Sie so vermissen an Gerüchen. Was sind das denn? Also, welche Gerüche sind das? #: 9#

Claudia Missel Ach, das ist ganz vieles. Das ist in der Natur, zum Beispiel im Frühling, wenn die Obstbäume blühen, der süßliche Duft in der Luft oder im Sommer bei der Heuernte das frische Heu oder im Herbst das nasse Laub. Dann natürlich im Dezember, wenn der Christbaum steht, der Tannenduft und Kerzenduft, Weihnachtsgebäck, all so Sachen. Das vermisse ich schon sehr. Oder wenn jetzt im Ofen ein Kuchen ist, oder Brot, der frische Duft. Ich möchte mal wieder mein Parfüm riechen. Lauter so Sachen, was ich alles schon vergessen habe. #: 2#

Martin Hoffmann Vielen Dank Ihnen. Danke, dass Sie das geteilt haben. Und dass Sie Ihre Erfahrungen geteilt haben. Und ich wünsche Ihnen wirklich nur alles Gute. Und ich hoffe sehr, dass sich da noch einiges tut, was die Entwicklung angeht, dass Sie das wieder riechen können irgendwann. #: 3#

Claudia Missel Danke schön. Hat mich sehr gefreut. #: 6#

Martin Hoffmann Danke Ihnen. Zu den häufigsten Ursachen von Anosmie zählt zum Beispiel die Blockade des Riechweges. Oder Anosmie kann auch die Folge von einer Infektion sein. Wichtig ist auf jeden Fall die Ursache muss bekannt sein. Erst dann lässt sich eine passende Behandlungsstrategie entwickeln und es wird sich in Zukunft auch noch einiges tun. Professor Lippert hat zum Beispiel über Riechimplantate berichtet oder auch Stammzellentherapien. Da sind wir aber noch so 10, 15 Jahre entfernt. Wie geht's denn euch nach der Folge? Hattet ihr selbst schon mal mit Anosmie zu tun? Schreibt es gerne mal in die Kommentare und teilt eure Erfahrungen und berichtet auch gerne mal, was euch geholfen hat oder was ihr ausprobiert habt, um wieder riechen zu können. Wenn ihr mehr zu dem Thema wissen möchtet, dann werft gerne auch mal einen Blick in die Shownotes. Hier findet ihr auch den Kontakt zur Selbsthilfegruppe von Claudia und von Professor Lippert gibt's natürlich auch noch mal verschiedene Behandlungsmethoden und den aktuellen Forschungsstand zum Nachlesen. Wenn ihr Fragen und Anregungen zum Podcast habt, dann schreibt uns gerne eine Nachricht über Instagram @gesundnah oder kommentiert es direkt unter den Podcast. Wenn euch gefallen hat, was ihr hört, dann gerne abonnieren und eine Bewertung dalassen. Ich würde mich freuen, wenn ihr auch das nächste Mal wieder dabei seid. Ich bin Martin Hoffmann. Wir hören uns. #: 2#

Outro GESUNDNAH – der Gesundheitspodcast der AOK Baden-Württemberg. #: 4#

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