#33 Antientzündliche Ernährung: Mehr als nur ein Trend?
Shownotes
Chronische Entzündungen gelten als Mitverursacher von Volkskrankheiten wie Diabetes, Rheuma oder Multipler Sklerose. Moderator Martin Hoffmann spricht mit Diätassistentin und Diplom-Medizinpädagogin Birgit Blumenschein darüber, welche Lebensmittel „Brandstifter“ für den Körper sind und welche eine entzündungshemmende Wirkung haben. Außerdem berichtet MS-Patientin Daniela Adomeit, wie sich ihre Symptome durch eine gezielte Ernährung lindern lassen.
Links zum Thema:
Der Gedanke einer antientzündlichen Ernährung klingt für euch interessant? Hier erfahrt ihr, was Birgit Blumenschein in ihrer Praxis anbietet: https://www.blumenschein-ebt.de
Ihr möchtet mehr über den Amsel e. V. erfahren, in dem Daniela tätig ist? Dann schaut gern auf der Website des Vereins vorbei: https://www.amsel.de
Welche Lebensmittel gegen Entzündungen helfen und so Krankheiten vorbeugen, erfahrt ihr hier: https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/obstgemuese/entzuendungshemmende-lebensmittel/
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Intro: Unterwegs für die Gesundheit. GESUNDNAH – der Podcast der AOK Baden-Württemberg.
Martin Hoffmann: Ich bin neulich bei Netflix über eine Mini-Doku-Serie gestolpert: „Du bist, was du isst – das Zwillings-Experiment“, so der Titel. Kernaussage der Doku: Was wir essen, ist wichtiger als alles andere. Man kann durch die Ernährung die eigene Biologie tiefgreifend verändern. Für das Experiment haben sich Zwillingspaare unterschiedlich ernährt. Einmal gesund, mit viel Obst, Gemüse und vorwiegend vegetarisch. Und einmal orientiert an den klassischen westlichen Essgewohnheiten, also Fleisch, Fastfood, hochverarbeitete Lebensmittel und so, ein Mix aus allem Möglichen. Ziel war es, zu zeigen, dass Ernährung einen größeren Einfluss als die Genetik hat. Nach nur acht Wochen waren die Ergebnisse echt beeindruckend, gerade in Bezug auf Blut- und Entzündungswerte. Ich bin Martin Hoffmann und heute will ich mehr über antientzündliche Ernährung herausfinden. Bei vielen sogenannten Zivilisationskrankheiten spielen Entzündungen im Körper eine entscheidende Rolle, zum Beispiel bei Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Rheuma und Multiple Sklerose. Jetzt habe ich gelesen, dass eine besondere antientzündliche Ernährung hier eine deutliche Besserung verschaffen kann. Heißt, wenn ich nach bestimmten Vorgaben esse, kann ich die Entzündungen in meinem Körper deutlich reduzieren und langfristig gesund bleiben, oder die Symptome zumindest reduzieren, ohne zusätzliche Medikamente und Nebenwirkungen und den ganzen Kram. Also ich sehe da erstmal keine Nachteile. Daniela Adomeit hat diese besondere Form der Ernährung geholfen. 2005 bekam sie die Diagnose MS, also Multiple Sklerose. Kurz zur Erklärung, MS ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark umfasst. Durch die antientzündliche Ernährung konnte Daniela die Symptome abmildern. Ihre Erfahrung gibt sie auch ehrenamtlich bei Amsel e.V. Weiter. Wie es ihr heute geht und welche Rolle Ernährung in ihrem Leben spielt, das will ich mit ihr besprechen. Bevor ich aber zu Daniela nach Ettlingen fahre, treffe ich Birgit Blumenschein. Sie ist Diätassistentin und Diplom-Medizinpädagogin und hat sich auf diese besondere Form der Ernährung spezialisiert. Ich habe das Gefühl, ich muss erstmal die Grundsätze der antientzündlichen Ernährung verstehen und sie kann mir da definitiv weiterhelfen. Birgit Blumenschein lebt und arbeitet in Aalen, das ist etwa 70 Kilometer östlich von Stuttgart und so 50 Kilometer nördlich von Ulm. Und wir haben uns im Ärztehaus West verabredet. Hier ist ihre Praxis, im zweiten OG. Wie es sich gehört, habe ich natürlich die Treppen genommen. Und ich sehe gerade hier ihr Logo, übrigens sehr schön natürlich als Diätassistentin: Besteck, Gemüse und ein Lächeln, das ist wirklich sehr, sehr nett. Und hier ist die Klingel.
Birgit Blumenschein: Hallo! Herzlich willkommen! Wie schön, dass Sie da sind!
Martin Hoffmann: Ja, danke, dass ich da sein darf! Ah, hier lang?
Birgit Blumenschein: Kommen Sie herein!
Martin Hoffmann: Ah, hier lang?
Birgit Blumenschein: Gehen Sie einfach da geradeaus.
Martin Hoffmann: Perfekt, Dankeschön. Frau Blumenschein, wie entstehen denn Entzündungen im Körper?
Birgit Blumenschein: Insgesamt wird diskutiert in der Medizin, dass man sagt, da entsteht ein Schaden durch zum Beispiel jetzt einen Schnitt oder einen Einfluss von einem Bakterium oder einem Virus oder so. Und der Körper merkt das. Und das Immunsystem baut sich auf und sagt: Stopp, da ist gerade ein Schade entstanden, das kann ja so nicht weitergehen, und versucht, diesen Schaden zu reparieren. Das heißt also, eine Entzündung an sich ist quasi eine Kompensationsreaktion. Also sie versucht, der Körper, das alles wieder in Ordnung zu bekommen. Es gibt unterschiedliche Reaktionsmuster, wie der Körper das dann regelt. Aber insgesamt ist das ein Zeichen dafür, dass da was entstanden ist, was so nicht gut ist und verbessert werden muss.
Martin Hoffmann: Welche Rolle spielt die Ernährung, wenn wir über genau solche Entzündungen sprechen?
Birgit Blumenschein: Grundsätzlich mal liefert ja Ernährung Nährstoffe. Und jetzt kann es zum einen sein, dass sie entzündungsförderliche Nährstoffe…
Martin Hoffmann: Also Brandbeschleuniger quasi in der Stelle.
Birgit Blumenschein: Genau. Und sie könnte auch entzündungshemmende Lebensmittelinhaltsstoffe, Nährstoffe schicken. Das heißt also, das macht einen großen Einfluss, wie ich jetzt da mit den Entzündungen eben umgehe. Ob ich sie fördere über die Lebensmittel und Inhaltsstoffe oder ob ich sie vielleicht stoppe oder auch vorbeuge, dass solche Schäden gar nicht groß entstehen.
Martin Hoffmann: Reden wir mal über diese Brandbeschleuniger. Also was sind denn entzündungsfördernde Lebensmittel?
Birgit Blumenschein: Also wir finden im Moment so als sogenannte Red Flags ganz vorne dran das Stichwort: rotes verarbeitetes Fleisch. Also ich mag betonen verarbeitetes Fleisch. Das heißt also sowas wie Wurst, Hackmassen, industriell hochverarbeitete Produkte auch, mit viel Weißmehl, mit viel Zucker. Das wird im Moment wirklich als Brandbeschleuniger hoch 15 beschrieben. Alkohol gehört dazu. Wenn dann Menschen zu viel Zucker essen, ich betone zu viel Zucker, es ist also nicht das Stöfflein selbst, sondern die Menge. Oder zu viel von irgendwelchen bestimmten Industriefetten, wir nennen sie Transfette. Zu viel davon können im Körper eben auch solche Reaktionen oder Schäden machen.
Martin Hoffmann: Und deswegen die hochverarbeiteten Sachen, weil die einfach viele Fette und zu viel Zucker enthalten, oder?
Birgit Blumenschein: Richtig. In der Regel haben viele dieser Produkte tatsächlich auch aus technologischen oder auch Ersparnisgründen eher so minderwertige Nährstoffanteile drin und ja, deswegen. Wir versuchen schon zu unterscheiden, weil ich sage jetzt mal auch eine Marmelade ist ein hochverarbeitetes Produkt.
Martin Hoffmann: Ja, oder Joghurt ja auch zum Beispiel.
Birgit Blumenschein: So, genau. Und da müssen wir jetzt unterscheiden, was also quasi tatsächliche Inhaltsstoffe sind und nicht alleine jetzt nur den Verarbeitungsgrad.
Martin Hoffmann: Warum sind das denn solche, ich sag jetzt mal, Brandbeschleuniger wieder? Ist der Körper dann abgelenkt, weil er mehr Energie darauf verwenden muss, um die zu verdauen, um die verarbeiten und kann sich dann nicht um die Entzündung kümmern oder woran liegt das?
Birgit Blumenschein: Die Diskussion ist, dass zum einen diese Inhaltsstoffe selber von sich aus solche Flurschäden machen können, also eben Entzündungen schon starten. Und die zweite Diskussion ist, dass wenn solche Entzündungen im Körper durch das eigene Immunsystem angeregt sind, dann aber als Stöfflein dazukommen und nochmal so richtig anheizen.
Martin Hoffmann: Was versteht man dann jetzt genau unter einer anti-entzündlichen Ernährung?
Birgit Blumenschein: Eine Lebensmittelauswahl, die von sich aus schon mal keine dieser entzündungsfördernden Stoffe enthält, also keine Brandbeschleuniger-Inhaltsstoffe. Und gleichzeitig aber noch, best case, entzündungshemmende Inhaltsstoffe mitliefert.
Martin Hoffmann: Was sind denn entzündungshemmende Stoffe oder entzündungshemmende Lebensmittel, die ich essen kann oder sollte?
Birgit Blumenschein: Diejenigen, die wir jetzt im Moment favorisieren, sind natürlich diejenigen, die aus dem pflanzlichen Bereich kommen. Ich sage mal, ganz grob gesagt, alles, was wir an Gemüse haben. Da sind jetzt noch durch die Studien ganz intensiv die sogenannten Kreuzblütler ganz besonders interessant. Das ist also Brokkoli, Rosenkohl, Blumenkohl, solche grünen Blattgemüse wie Spinat oder Mangold. Weil da nicht nur die Kohlenhydrate, also Ballaststoff-Bestandteile, drin sind, sondern die Farbstoffe aus der Pflanze, die Geruchsstoffe aus der Pflanze. Und man hat herausgefunden, dass ausgerechnet diese Inhaltsstoffe auch noch zusätzlich wie so Helferlein sind, um das ganze Immunsystem wieder ins Gleis zu kriegen. Beim Obst sind es ganz viel Farbstoffe natürlich auch, gerade die Beeren. Oder, was ich immer wieder betone, sind die Zitrusfrüchte mit den weißen Häutchen. Also nicht die Schalen, sondern eben die Häutchen, die sich manche Leute wegpopeln, das ist eigentlich genau das Gesunde. Und dann haben wir natürlich auch alles, was so Getreide und Getreideprodukte sind, also Haferflocken, Gerstenflocken, Brot im Vollkorn-Style, alle solche Sachen. Weil sie den Darm und da damit auch Bakterien, die auch immunmodulierend sind, so sagen wir das immer, natürlich kuscheln. Also das sind so im Moment die entzündungshemmendsten Inhaltsstoffe. Man kann dann ins Fine-Tuning, so mit bestimmten Fettsäuren oder auch Gewürzanteilen, zum Beispiel aus dem Kurkuma oder aus dem Zimt, so sind das auch so kleine Stöfflein. Der Punkt ist tatsächlich, dass wir im Moment sagen können, dass die grünen Farben bei Gemüse und die roten oder blauen bei Obst super sind. Aber auch die rote Farbe bei der roten Beete ist genial. Wir wissen, bei den Zitronenhäutchen sind es die hellen weißen. Also eigentlich ist die Farbe schon auch was, aber auch der Geruch beim Knoblauch zum Beispiel, beim Senf oder beim Lauch. Das sind ganz, ganz tolle Inhaltsstoffe, die für sich mega Wirkung haben innerhalb des Immunsystems.
Martin Hoffmann: Ich sage jetzt mal, das klingt jetzt sehr nach einer sehr frischen Küche. Das klingt so, ich gehe samstags über den Markt und lasse mich so ein bisschen durch meine Sinne inspirieren. Wo riecht es? Wo sieht es schön aus? Und so kaufe ich ein. Und das klingt jetzt weniger nach, ich sage mal, Fertigprodukten oder wenn ich im Supermarkt irgendwie unterwegs bin.
Birgit Blumenschein: Absolut, das klingt danach. Und gut, dass Sie die Frage stellen, damit ich das noch mal betonen kann. Die Farbstoffe bleiben, auch wenn ich sie erhitze. Ein Spinat ist zum Beispiel gekocht immer noch grün. Brokkoli ja auch. Tomate, Gott sei Dank, als Tomatensauce immer noch rot. Und deswegen hat man festgestellt, diejenigen, die auch vor allem hitzestabil sind, die sind total super auch in gekochtem, also zubereitetem Zustand. Das heißt also, ich muss das nicht alles nur in rohem oder frisch gekauftem Zustand essen, sondern ich kann das auch zubereiten. Und deswegen ist es ja so spannend, dass wir sagen, diese Stoffe sind besonders cool. Das Vitamin C, das viele Leute so fürs Immunsystem oder so als gegen Entzündung hilfreich sehen, ist es eigentlich immer weniger. Sondern eben diejenigen, die ganz stabil auch verschiedene Prozesse überstehen, weil dann tun sie das auch im Körper.
Martin Hoffmann: Gibt es denn irgendwas, was ich mir im Supermarkt hochverarbeitet kaufen kann, was mich jetzt nicht direkt niederrafft, sage ich mal so. Sondern, wenn es mal schnell gehen muss und wenn ich mich trotzdem antientzündlich ernähren möchte, weil ich zum Beispiel Rheuma habe oder so was, was kann ich denn dann kaufen, ohne ein ganz schlechtes Gewissen zu haben?
Birgit Blumenschein: Also ganz besonders empfehlenswert, sagen wir, sind zum Beispiel tiefgekühlte Gemüse. Dann geht auch Tofu zum Beispiel, der hat nämlich ganz doll viel Eiweiß, das wird auch immer ein bisschen unterschätzt – das ist ein hochverarbeitetes Produkt, aber hat sehr, sehr gesundes und hochwertiges Eiweiß.
Martin Hoffmann: Wie sieht’s denn mit Fastfood aus? Also es gibt ja auch gesundes Fastfood.
Birgit Blumenschein: Also wirklich etwas, was ich sag mal viel mit Gemüse auch zusammengesetzt ist, was viel auch mit Getreide gegessen werden kann als Add-on. Wir haben zum Beispiel in manchen der Drogeriemärkten oder Einkaufsmärkten auch Reis, den man einfach dann als schnell gekochten Reis nochmal eben erwärmen und dann mit irgendetwas zusammenmischen kann. Also sowas. Ich hab auch schon immer mehr jetzt im Laden, ich sag' mal so Gemüsereis, Hirsegerichte gesehen, die sich auch mal in der Mikrowelle erwärmen lassen oder im Topf. Und die finde ich von der Zusammensetzung her eigentlich ganz cool. Es gibt auch schon so, ich sag mal, herzhafte Porridge-Mischungen mit getrockneten Tomaten, Zwiebeln drin, die finde eigentlich auch schon annähernd gut. Und da muss auch nur irgendwie Wasser oder Gemüsebrühe dazu. Das ist cool. Aber was total schnell geht, was mir noch eingefallen ist, auch Fast Food und was unbedingt entzündungshemmend ist, sind fermentierte Lebensmittel. Das heißt, sowas wie Essiggurken, Rote Beete aus dem Glas.
Martin Hoffmann: Bei welchen Erkrankungen ist denn die Wirkung von antientzündlicher Ernährung erwiesen? Ich sage es mal auch wissenschaftlich erwiesen, dass das wirklich was bringt.
Birgit Blumenschein: Die Rheumatoide Arthritis ist schon diejenige, die am meisten wissenschaftliche Erkenntnisse gebracht hat. Daraus hat sich natürlich dann weiterentwickelt, wo man die Entzündungen genauer anschaut. Aber es gibt ganz viel auch im sogenannten Bereich der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Das ist z.B. Morbus Crohn oder ne Colitis ulcerosa. Wird auch als sehr entzündlich untersucht und eben auch die Ernährung dazu. Da fehlen immer noch Detailstudien. Bei besonderen Erkrankungen, die z.B. Frauen haben mit der Endometriose, da gibt es mittlerweile schöne Erkenntnisse, auch PCOS, also Polyzystisches Ovarialsyndrom. Vieles davon wird also als entzündlich beschrieben und da sehen wir schon durch die Untersuchungen, dass den Frauen damit wirklich Gutes getan ist, wenn sie die Lebensmittelauswahl darauf abstimmen.
Martin Hoffmann: Zu Endometriose haben wir auch mal eine Folge gemacht. Kann ich auch empfehlen, da mal reinzuhören. Wie sieht's denn aus mit Patientinnen und Patienten, die zu Ihnen kommen, gerade zu diesem Thema? Was haben die für Anliegen? Wo sind da die größten ... ich finde Herausforderungen immer schwer, weil es sind ja Probleme. Was für Probleme haben die? Wo brauchen die Lösungen?
Birgit Blumenschein: Also die machen sich immer ganz große Sorgen, ob das, was sie essen, überhaupt alles richtig ist. Das heißt also, die erste Frage ist, muss ich das jetzt alles umstellen? Eine zweite Frage ist, wie mache ich das mit meiner Familie? Die dritte ist, schmeckt das anschließend noch? Oder auch ganz häufig, kann ich Kurkuma dazu nehmen? Kann ich Omega-3-Fettsäuren ergänzen? Wird das dann irgendwie schicker? Muss ich auf Fleisch verzichten? Also solche, ich sag mal sehr praxisnahe, alltagsnahe Fragen, die die Menschen dann schon auch umtreiben, besprechen wir meistens zuerst.
Martin Hoffmann: Wie antworten Sie auf solche Fragen? Also gerade mit diesem, ich sage jetzt so was, wie muss ich, wie sieht es mit der Familie aus? Macht es Sinn, die da mitzunehmen? Kann das irgendjemandem auch quasi schaden, so eine Ernährung? Irgendwie würde das bei mir sofort in meinem Kopf aufploppen.
Birgit Blumenschein: Da schlagen immer zwei Herzen in meiner Brust. Also zum einen bin ich ja auch irgendwie im Leben stehend mit Essen und Genuss und denk immer, naja, also natürlich darf auch alles dabei sein, was einem schmeckt und was genussvoll gegessen oder getrunken wird, und die Menge macht wahrscheinlich irgendwann das Gift. Aber, auf der anderen Seite bin ich natürlich Diätassistentin und sag, naja, also Schaden tut's ja keinem. Also wenn das jemand mit isst von der Familie, ist das nicht so schlimm. Der tut sich ja damit auch ganz Gutes. Also insofern finden wir da eigentlich meistens eine Brücke, dass ich sage, an welcher Stelle kann die Familie mit und an welcher Stelle ist es aber dann vielleicht auch gut für jeden Einzelnen, da noch mal bessere Aufmerksamkeit für sich und seine Lebensmittelauswahl zu nutzen.
Martin Hoffmann: Wie sieht es denn aus mit Missverständnissen oder so Fehlinformationen? Weil, also bei meiner Recherche, da sind mir wirklich einige Sachen begegnet. Deswegen, wie sieht es dann da aus bezüglich der antientzündlichen Ernährung?
Birgit Blumenschein: Also ganz viele Leute sagen, das kann man mit, ich sag mal, Vitamin C oder mit Kurkuma regeln. Und dann denke ich mir immer, hmmm, wenn ein Stöfflein das komplexe Werk des Menschen und damit auch des Immunsystems schon regeln könnte, dann hätte man wahrscheinlich den Stein der Weisen schon erfunden. Also das ist das größte Missverständnis, dass es ein oder zwei Stöfflein gibt und die dann auch vielleicht in Kapsel- oder Teelöffelform und das würde alles regeln. Ich bin immer der Meinung, ich brauche ja quasi, wie im Garten, eine gute Grundlage für mein Beet und dann kann ich quasi Dünger draufnehmen – und das wären dann manchmal eben so Nahrungsergänzungsmittel mit denen die Menschen dann dieses Missverständnis beginnen, dass wir eben die Grundlage schaffen, die bleibt auch langfristig über die Lebensmittelauswahl, und dann können aber immer noch ein paar Add-ons dazu. Ich glaube, das wäre schon mal eine Hilfe, diesen Mythos auszuräumen, sozusagen, ein Stöfflein macht alles wieder schick.
Martin Hoffmann: Gibt es sinnvolle Nahrungsergänzungsmittel, wo Sie sagen, die sind entzündungshemmend und es macht wirklich Sinn, die auch zu supplementieren?
Birgit Blumenschein: Ja. Für die Menschen mit Rheuma oder rheumatischen Erkrankungen oder chronischen Entzündungen wissen wir, dass tatsächlich Omega-3-Fettsäuren im Moment an oberster Stelle stehen. Und die sind in der Regel so über normale Lebensmittel gar nicht zu leisten. Viele denken, das wäre das Leinöl, das ist es nicht. Schwarzkümmelöl auch nicht, sondern wir gehen da tatsächlich ins Algenöl und das gibt es im Moment nur als Nahrungsergänzungsmittel oder als kleines Ölfläschchen, das man sich schon auch ins Müsli oder den Salat geben kann. Das würde ich im Moment als eines der sinnvollsten ansehen. Es gibt Studienergebnisse, die Kurkuma – oder Curcumin, ich will es konkret sagen – der Wirkstoff im Curcuma verkapselt, hilfreich ist, aber in einer Hochdosis. Also das ist zum Beispiel bei Colitis ulcerosa untersucht, da braucht man dreimal so 500 Milligramm. Also im Gewürz alleine wird es auch nicht reichen, sondern das wirklich ergänzend, das scheint Entzündungen wirklich auch so ein bisschen zu hemmen oder auch abzuarbeiten. Probiotische Lebensmittel, also wir wissen es von Naturjoghurt oder Kefir, Sauerkraut, alle diese Milchsäurebakterien können also den Darm so kuscheln, dass es da wirklich einen positiven Effekt auf so eine entzündungshemmende Phase gibt.
Martin Hoffmann: Wie sieht es denn mit Ihrer eigenen Ernährung aus? Sagen Sie mir bitte, dass Sie auch ab und zu mal sündigen.
Birgit Blumenschein: Jeden Tag esse ich eine Portion Schokolade. Eine abends. Das ist so mein Must-have und das gehört für mich dazu. Ich sitze mit meinen Freundinnen oder im Geburtstagsrausch und esse Kuchen. Also da gucken mich manchmal auch die Leute an, Spießrutenlauf. Nein, ich lebe tatsächlich irgendwie unter den Menschen ganz normal und kann manches eben auch ausgleichen, wenn ich das weiß. Das heißt also, wenn es mal mehr ist, dann esse ich an einem anderen Tag weniger. Aber ich genieße und esse von vielen Lebensmitteln, die ich Gott sei Dank auch lecker finde, aber Spinat nicht. Da muss die Wissenschaft einfach ohne mich auskommen.
Martin Hoffmann: Also Genuss ist auch ein großes, großes Thema und so eine kleine Sünde, ich sag mal, wenn die Gesamtbilanz am Ende stimmt, ist auch in Ordnung.
Birgit Blumenschein: Dann finde ich es ja gar keine Sünde. Ich finde auch, es ist noch viel zu wenig beachtet, was genussvolles Essen für eine gesunde Wirkung hat.
Martin Hoffmann: Ja, auf das Gemüt hat es, finde ich, also das ist ganz, ganz wichtig. Frau Blumenschein, vielen, vielen Dank. Total spannend. Ich habe sehr, sehr vieles über Ernährung gelernt und ich werde bei mir auch mal gucken. Dankeschön.
Birgit Blumenschein: Ja, fein, vielen Dank!
Martin Hoffmann: Es ist medizinisch nachgewiesen, dass einige Lebensmittel eine antientzündliche Wirkung auf den Körper haben. Darunter zählen zum Beispiel verschiedene Gemüsesorten wie Brokkoli und Spinat, aber auch Farben und Aromen spielen eine große Rolle. Und auch Nahrungsergänzungsmittel wie zum Beispiel Algenöl macht in manchen Fällen wirklich Sinn, am besten sollte man sich da aber professionell begleiten und beraten lassen. Ich mache mich jetzt auf den Weg nach Ettlingen bei Karlsruhe. Hier wohnt Daniela Adomeit. Sie lebt jetzt seit über 20 Jahren mit MS. Bei ihr hat die antientzündliche Ernährung sehr geholfen. Wie genau ihr Alltag aussieht, das werde ich mit ihr besprechen. Ich bin jetzt gerade in Ettlingen angekommen. Es ist wirklich total idyllisch hier, alles schön grün. Und hier ist die Nummer 24, hier wohnt Daniela. Ich klingel mal kurz und es könnte, glaube ich, laut werden, weil Daniela hat einen Basset mit dem Namen Betty, mal schauen, ob Betty uns jetzt auch gleich begrüßt. So, mal kurz warten. So. Hallo? Ah, da kommt sie schon. Hallo Betty, hallo.
Daniela Adomeit: Hallo!
Martin Hoffmann: Hallo, Daniela, hallo.
Daniela Adomeit: Hi, grüß dich!
Martin Hoffmann: Hallo!
Daniela Adomeit: Schön, dass ihr da seid!
Martin Hoffmann: Daniela, bei dir wurde 2005 Multiple Sklerose diagnostiziert. Wie hat sich denn die Erkrankung bei dir damals bemerkbar gemacht?
Daniela Adomeit: Es ging ein Jahr zuvor nach einem Autounfall schon los mit ersten Symptomen. Ich war da ziemlich unter Stress nach dieser Geschichte. Ich merkte immer Drehschwindel etappenweise, Sehstörungen. Dann waren es ab und zu Gefühlsstörung in Armen, in Beinen, auch mal im Rumpf. Aber man hat ja immer schnell eine Erklärung für sowas, ja, und denkt sich so, ja, HWS irgendwie ein bisschen verdreht.
Martin Hoffmann: Also Halswirbelsäule.
Daniela Adomeit: Halswirbelsäule, genau. Und als Krankenschwester hat man da immer viele Ausreden auch. Und dann ging das noch ein Jahr, das habe ich so mit mir rumgeschleppt. Und 2005 dann nach einem Ägyptenurlaub, zwei Wochen danach: Ich habe während des Urlaubs schon gemerkt, ich bin unsagbar müde und erschöpft. Und ja, ich habe mich einfach nicht fit gefühlt und auch kränklich. Und dann gings wieder los mit Drehschwindel, massive Sehstörungen, Doppelbilder, bis ich auf einem Auge fast blind war. Und da wurde es mir dann doch komisch, da hat man dann keine Erklärung mehr. Dann sagt man sich, das muss eventuell was vom Kopf her sein, da lassen wir mal nachschauen. Dann kam ich in die Klinik und dann ging das…innerhalb von drei Tagen hatte ich dann meine Diagnose, ging ganz schnell. Einmal CT zum Ausschluss, also Computertomographie zum Ausschluss, ob es irgendwie Tumor, Schlaganfall oder sonst irgendwas ist – hat sich nicht bestätigt. Gott sei Dank, sag ich im Nachhinein. Und nach dem MRT und nach der Lumbalpunktion stand dann gleich nach drei Tagen fest, das ist Multiple Sklerose. Und da steht man dann nun mit seiner Diagnose.
Martin Hoffmann: Wie ging es dir damit, als du dann wirklich auch die Diagnose gehört hast? Kannst du noch so den Moment wiederholen für uns?
Daniela Adomeit: Ja, der brennt sich einem so ein, wenn man die Diagnose kriegt. Ich glaube, das vergisst keiner. Ich lag in meinem Klinikbett in einem Viererzimmer und die Ärzte kamen rein. Das war ne Visite, ich würde sagen fünf. Ich habe es nicht richtig gesehen, weil ich sah alles zu der Zeit ganz verschwommen. Das eine Auge sah gar nichts, das andere nur ganz verschwommen, konnte also gar nicht genau die Gesichtszüge auch überhaupt nicht sehen und wusste gar nicht, was mir da jetzt verkündet wird. Und dann meinten sie, ja, Diagnose MS, Multiple Sklerose. Und ich ... ja, da ich keine Mimik der Ärzte sehen konnte, hab ich so vor mich hingelächelt und hab gesagt, „Ja in Ordnung, ja, jetzt hab ich eine Diagnose, schön“. Und ja, „Haben sie uns verstanden?“, weil ich immer noch gelächelt hab. Und „Ja, ich hab das jetzt schon verstanden“. Und dann kullerten auch schon während des Lächelns die ersten Tränchen. Und ja, dann war erst mal der Schock da, ganz klar. MS – Mensch, verdammt noch mal, warum MS. Und als Krankenschwester hat man natürlich zum einen ein Bild. Dann hatte ich auch eine entfernte Verwandte, allerdings nicht blutverwandt, die MS hatte. Und ja, vor über 20 Jahren war das halt noch nicht super behandelbar, und die war als Pflegefall unterwegs. Und das Bild hat man dann so vor Augen und denkt, hoffentlich läuft es nicht in diese Richtung.
Martin Hoffmann: Welche Auswirkungen hat denn so eine Diagnose auf deinen, ich sag jetzt mal, auf den Alltag?
Daniela Adomeit: Also ich wurde ja arbeitsfähig entlassen. Das heißt, ich konnte dann auch, nachdem alle Symptome weg waren, wieder regulär arbeiten gehen. Und dann war ja auch erst mal alles gut. Was ich am Anfang, was sich leider nicht zurückgebildet hat und was auch mein größtes Steckenpferd ist, ist die Fatigue. Das ist so eine enorme Erschöpfung über den ganzen Tag und die hat mich leider nicht mehr losgelassen. Und dadurch war das Alltagsleben enorm schwer. Also, ich hab quasi acht Stunden oder länger, ich war in der Anästhesie, da arbeitet man auch mal zwölf oder 18 Stunden, gearbeitet. Und da war danach kein Privatleben mehr, ja. Also, es war nur noch arbeiten, heimgehen, ausruhen, irgendwie den Tag hinter sich bringen und am nächsten Tag wieder arbeiten gehen. Und das war natürlich auf Dauer für den Körper und für die Psyche auch überhaupt nichts.
Martin Hoffmann: Welche Therapiewege bist du denn damals gegangen?
Daniela Adomeit: Also Physiotherapie zweimal die Woche, Ergotherapie. Ich hatte zeitweise Schluckstörungen, musste zur Logopädie. Und selbst unheimlich viel machen. Also nicht nur die Therapien wahrnehmen und dann heimgehen, Füße hochlegen, das hilft nicht. Ja, also mein Motto ist auch: Wer rastet, der rostet. Es geht einfach nicht anders, man muss sich bewegen. Und man muss den Körper beim Laufen halten und geschmeidig halten. Und nur wer dran bleibt, kann auch letztlich wieder ein bisschen was verbessern.
Martin Hoffmann: Jetzt hast du nach deiner Diagnose irgendwann auf antientzündliche Ernährung umgestellt. Wann hast du das denn genau gemacht und wie sah die aus?
Daniela Adomeit: Das war dann nach meiner zweiten Reha. Da hatten wir quasi eine Schulung in Sachen antientzündliche Ernährung. Und da hat man mitbekommen, was man essen sollte, um eben die ganzen Entzündungen im Gehirn letztlich im Zaum zu halten. Als ich dann zu Hause war, der Alltag losging, habe ich das immer eingebaut. Also ich habe da immer schon sehr drauf geguckt dann, dass es eben, ja, kein Schweinefleisch ist und so weiter. Und irgendwann hab ich dann durch das viele Kortison, weil ich ja so eine hohe Schubfrequenz hatte, hab ich ständig Kortison gekriegt, hatte ich so einen furchtbar hohen Cholesterinwert. Und da erst hab ich mich so richtig mit Ernährung auseinandergesetzt und hab gedacht, naja, also, Tabletten schlucken, ja schön und gut, aber irgendwo kommt's ja her. Das heißt, man kann ja auch was dagegen tun. Und dann habe ich mich da eingefuchst und eingelesen, hab dann irgendwann zwei Jahre vegan gemacht, um das Cholesterin wieder runterzukriegen und danach hab ich auf vegetarisch umgestellt – und seitdem bin ich Vegetarierin und Fleisch und Fisch gehört der Vergangenheit an. Und wenn ich die Wahl hab, ob vegan oder vegetarisch, dann bevorzuge ich auch gerne die vegane Mahlzeit. Und da schaue ich eben auch, dass ich ziemlich fettreduziert esse. Dann schaue ich Omega-3, Omega-6 und so weiter, das sind alles wichtige Vitamine, die ich dann eben mit in den Speiseplan einbaue.
Martin Hoffmann: Wie haben sich denn deine Symptome seither verändert?
Daniela Adomeit: Also, mit der Ernährung stelle ich fest, ist die Fatigue sehr viel besser. Dieses Erschöpfungssyndrom, also, da hilft ja sowieso, leichte sportliche Aktivität hilft gegen Fatigue, das weiß man gut, das Zeitmanagement und so weiter, das hilft auch. Aber ich merke, wenn ich es mal schleifen lasse, dass ich sage, „Oh, ich habe jetzt gerade die Woche echt keinen Bock, irgendwas zu kochen“, mache eine Tiefkühlpizza in den Backofen und fertig, ja. Dann merke ich das auf Dauer schon. Also wenn ich so zwei, drei Tage es schleifen lasse, dann fehlt mir die Energie am Tag. Und das ist erschreckend enorm. Ja, also das hätte ich gar nicht gedacht, dass sich das so stark auf den Körper auswirkt. Aber das gibt natürlich auch wieder die Bestätigung, die man braucht, dass eine gesunde Mahlzeit halt nun mal doch besser ist für den Körper und dass der da sehr viel mehr Energie rauszieht.
Martin Hoffmann: Wie sieht es denn mit deinen Entzündungswerten aus, seitdem du dich so ernährst? Man hört definitiv raus, dass Ernährung, dass das einen großen Teil von deinem Alltag einnimmt. Wie haben sich die Werte entwickelt bei dir?
Daniela Adomeit: Gut, sehr gut sogar. Also, meine Werte sind spitze. Meine Schübe sind super reduziert. Also, die kann man in den letzten Jahren wirklich an einer Hand abzählen. Und auch die Progression ist zum Stillstand gekommen. Also, das würde ich jetzt nicht allein der Ernährung zuschreiben. Das ist ja ein komplettes Konstrukt, was da mit reinspielt. Also, auch, ja, wenn man keinen sonderlich stressigen Alltag hat und so weiter, hilft das natürlich auch schon. Und wenn man seinen Tag planen kann, wie man ihn braucht und wie es der Körper hergibt, dann hilft das auch schon. Und die Medikamente spielen auch ganz gewiss eine wichtige Rolle. Aber ein wichtiger Stellenwert ist eben auch die Ernährung in diese Richtung. Seit ich da ordentlich dabei bin und auch diese vegane Zeit durchgezogen hab, hab ich zum Beispiel auch mein Cholesterin wieder in den Griff gekriegt. Das hat zwei Jahre gedauert, dann war der wieder top. Seitdem achte ich sehr drauf, dass der gut ist. Und auch die anderen Werte sind alle wunderbar, Entzündungswerte sowieso. Weil, im Moment ist wirklich, Gott sei Dank, Stillstand.
Martin Hoffmann: Wie würdest du sagen, wie geht's dir heute?
Daniela Adomeit: Gut. Mir geht's gut, ja. Also, ich hab natürlich meine Einschränkungen, ich hab meine Wehwehchen. Es ist ein Kampf, mit dem Hund rauszugehen und zu laufen. Ähm, ich habe Schmerzen den lieben langen Tag, leider, neuropathische, und Spastiken und hab zurzeit mit der Blase furchtbare Probleme, aber trotz allem könnte es schlimmer sein. Und ich bin sehr dankbar, dass es diese Wehwehchen sind, die man zwar nicht sehen kann und die man ganz oft schlecht erklären kann, weil man sie eben nicht sieht. Aber ich bin dankbar dafür, dass es nicht mehr so ist wie 2007 mit diesem Komplettausfall, dass ich wirklich allein schon Haare kämmen nicht mehr konnte. Ja, und das, Gott sei Dank, also so meinen Alltag einigermaßen gut rumkrieg, also ich bin ja auch Erwerbsminderungsrentner seit damals, und das kommt mir schon zugute, weil ich kann eben meinen Alltag planen, wie ich ihn brauche, und kann genau anpassen, heute geht es gerade mal nicht so gut, dann mache ich halt auch nicht so viel.
Martin Hoffmann: Jetzt habe ich gelesen, dass du auch dich ehrenamtlich engagierst – Amsel e.V. heißt der Landesverband. Was machst du da genau?
Daniela Adomeit: Ich mache die MS Couch-Gespräche. Die laufen auf Instagram immer am zweiten und vierten Dienstag im Monat. Und ich betreue eine Facebook-Gruppe mit 8000 Mitgliedern. Ich habe eine Selbsthilfegruppe vor Ort, die ich leite und betreue und bin Ansprechpartner für Neuerkrankte. Und, ach Gott, ich bin Mädchen für alles bei der Amsel letztlich. Ich mache wirklich echt extrem viel und das ist nicht mein einziges Ehrenamt.
Martin Hoffmann: Warum ist dir das zum Beispiel so wichtig, dass du dort ehrenamtlich tätig bist und auch zum Beispiel die Selbsthilfegruppe? Warum ist das ein Anliegen für dich?
Daniela Adomeit: Es ist was anderes, wenn ein Gesunder oder ein Arzt zu dir sagt: Ja, mach's eben so und so. Oder du erklärst demjenigen das und der guckt dich mit Unverständnis an. Und jetzt sitzen fünf MS-ler an einem Tisch und irgendjemand sagt, boah, ich hab heute so schlimme Spastik in den Beinen. Zwei davon nicken und sagen: Ja, ich weiß, wie es dir geht. Und genau das ist wichtig, dieses Verstanden werden. Dann ist es wichtig, Tipps zu geben: Hast du das schon mal probiert? Wenn zehn Leute am Tisch sitzen, hat irgendjemand einen echt guten Tipp, den man aufschnappt und sagt: Mensch, das habe ich noch nicht ausprobiert. Das probiere ich jetzt mal. Und vielleicht ist es nachher genau das, was man gebraucht hat.
Martin Hoffmann: Welche Rolle spielt da die antientzündliche Ernährung? Also wie hast du das dann transportiert oder weitergegeben schon?
Daniela Adomeit: Wir haben eine Internetseite auf unserer Homepage, die heißt „MS und Ernährung“. Und aus dieser stelle ich auch immer vor, Mensch, gucke mal, da gibt es total interessante Ansätze. Schau mal, das macht Sinn zu essen, das macht nicht Sinn zu Essen. Und wenn wir essen gehen, kann man es natürlich dann auch direkt im Restaurant transportieren. Das ist immer sehr praktisch. Man sitzt da und sagt, ja, muss es jetzt das Rumpsteak sein, oder kann es vielleicht auch die Pasta mit Fisch sein? Es gibt so unfassbar viele Möglichkeiten, da dann auch den Leuten zu erklären, was Sinn macht und was keinen Sinn macht. Und ich kann eben auch berichten, wie es mir damit geht.
Martin Hoffmann: Daniela, vielen, vielen Dank dir. Weiterhin alles Gute, gute Besserung und vielen Dank für die Einblicke.
Daniela Adomeit: Ich danke.
Martin Hoffmann: Antientzündliche Ernährung kann bei vielen Zivilisationskrankheiten ein echter Gamechanger sein. Daniela hat es ja gesagt, also wenn sie die Ernährung mal schleifen lässt, dann merkt sie das sofort. Der Körper gibt direktes Feedback. Also an alle, die mit chronischen Entzündungen zu tun haben. Schaut euch mal diese Ernährungsempfehlung an, das könnte sich echt lohnen. Wie sieht es denn bei euch aus? Hattet ihr schon mal Berührungspunkte mit antientzündlicher Ernährung? Und wenn ja, wie sind da eure Erfahrungen? Schreibt es gerne mal in die Kommentare. Wenn ihr noch mehr über dieses Thema erfahren möchtet, dann schaut gerne mal in den Shownotes vorbei. Hier haben wir weitere Hintergrundinformationen von Birgit Blumenschein zusammengetragen und natürlich findet ihr hier auch den Kontakt zum Amsel e.V. von Daniela Adomeit. Habt ihr Fragen und Anregungen zum Podcast? Dann schreibt uns einfach eine Nachricht bei Instagram @gesundnah. Und wenn ihr keine Folge mehr verpassen möchtest, dann einfach abonnieren. Und wenn Ihr schon dabei seid, gerne auch eine Bewertung dalassen. Bis zum nächsten Mal, ich bin Martin Hoffmann, wir hören uns.
Outro: GESUNDNAH – der Gesundheitspodcast der AOK Baden-Württemberg.
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